Warum alles richtig auch falsch sein kann

Warum alles richtig auch falsch sein kann

Mit manchen Zukunftsstudien verhält sich wie mit der deutschen Nationalmannschaft bei der diesjährigen Fussball-WM. Man hat theoretisch alles richtig gemacht und dennoch ist das Endergebnis enttäuschend. Dabei standen die Vorzeichen günstig. Wenn drei so hochkarätige Institutionen wie GS1 Germany, die Wirtschaftprüfungs- und Beratungsgesellschaft PwC und das Rheingold-Institut sich zusammentun, um gemeinsam ein Szenario zur Zukunft des Shoppings zu entwickeln, darf man als Leser gespannt sein.

In diesen Tagen ist der erste Teil ihrer insgesamt siebenteiligen Zukunftsstudie „2025: Smart Value Networks“ erschienen. In ihrem Whitepaper „Shopper Behaviour 2025. Unser Einkaufsverhalten in der Zukunft“ holen sie zum Rundumschlag aus und entwerfen eine „Shoppingwelt 4.0“, die von digitalen Technologien, vernetzten Systeme und künstlicher Intelligenz bestimmt sein wird.¹

Eigentlich war es meine Absicht, an dieser Stelle die wichtigsten Ergebnisse dieses Szenarios vorzustellen. Doch ich muss passen. Eine Quintessenz kann ich beim besten Willen aus der Studie nicht ziehen. Ich müsste sie – wenn schon – in ihrer Gesamtheit wiedergeben. 

Alles irgendwo schon einmal gelesen – wenn auch nie in so kompakter Form.

In ihrem Bemühen, die Wechselwirkungen zwischen den technischen und gesellschaftlichen Veränderungen in ihrer ganzen Komplexität auf nur 20 Seiten darzustellen, reihen die Autoren einen Behauptungssatz an den anderen. Jeder einzelne Satz ist für sich genommen richtig. Doch in der Summe erinnerte mich das Ganze an einen Satz des griechischen Philosophen Aristoteles, der besagt: Das Ganze ist mehr ist als die Summe seiner Teile. Reduktion auf das Wesentliche wäre hier sicherlich zielführender gewesen. Beim Lesen hatte ich zudem das Gefühl, alles irgendwo schon einmal gelesen zu haben – wenn auch nie in so kompakter Form.

Intention der Autoren war es, „Impulse für praktikable Handlungsstrategien“ zu geben. Sie wollten zeigen, „welche Weichen die Unternehmen der Konsumgüterbranche jetzt stellen sollten, um dem Shopper auch künftig das gewünschte Einkaufserlebnis zu bieten.“ Dieses Ziel haben sie beim besten Willen verfehlt. Statt praktische Handlungsempfehlungen aus der Lektüre zu ziehen, schwirrte mir nach 20 Seiten der Kopf – und das, obwohl ich mich seit Jahren intensiv mit der Zukunft des Shoppings beschäftige und mir die angesprochenen Themen mehr als vertraut sind.

Dennoch möchte ich das Whitepaper allen empfehlen, die sich mit der Zukunft des Shoppings auseinandersetzen. Kürzer und eindringlicher kann man sich die ganze Komplexität des Themas nicht vor Augen führen. Das ist doch auch schon einmal etwas. Jetzt warte ich gespannt auf die sechs noch folgenden Teil des Zukunftsszenarios.

Das vollständige Whitepaper können Sie hier downloaden:
https://www.gs1-germany.de/fileadmin/gs1/basis_informationen/zukunftsstudie_szenario_shopper_behaviour2025.pdf 

 


 

Quellennachweis:
¹ GS1 Germany, Shopper Behaviour 2025. Unser Einkaufsverhalten in der Zukunft. Szenario 1 der Studie „2025: Smart: Value Networks“, Juli 2018.

Wolf Thiem