Warum die Zukunftsaussichten für Beacons nicht rosig sind

Warum die Zukunftsaussichten für Beacons nicht rosig sind

Ist das der Anfang von Ende der Beacon-Technologie? Wahrscheinlich nicht. Dennoch ist die Nachricht, dass Google die Nearby Notifications für Android-User ab dem 6. Dezember 2018 nicht mehr unterstützten wird¹, ein harter Dämpfer für die hohen Erwartungen, die mit dieser Technologie verbunden wurden.

Als Apple 2013 seine iBeacons vorstellte, waren sich die Experten einig, dass sie ein enormes Potenzial für den stationären Handel haben. Durch sie ließe sich sowohl der Einkaufsprozess vereinfachen als auch die Customer bzw. Shopper Experience optimieren. Sie würden Shopper-Trends wie Easy Shopping und Shoptimization technisch vorantreiben.

Die Anwendungsbeispiele für Beacons reichen von der gezielten Einblendung von Produktinformationen oder Price-off-Angeboten am POS über die Lenkung der Kundenwege beim Betreten des Geschäfts bis hin zum mobilen Einkauf im Laden. Zudem erlauben sie dem Handel, das Kaufverhalten der Shopper exakt zu analysieren und darauf mit personalisierter In-Store-Werbung zu reagieren. Das war bislang nur dem E-Commerce vorbehalten.

Das bedeutet nicht das Aus für Beacons. Aber als rosig lassen sich ihre Zukunftsaussichten nicht mehr bezeichnen.

Entsprechend groß war die Euphorie. Eine Statistik des EHI von 2017 besagt, dass noch vor einem Jahr bei 53 % der befragten Händler ein grundsätzliches Interesse an dieser In-Store-Technologie bestand und 27 % sie sogar bereits einsetzten.² Diese Zahlen scheinen im Nachhinein ein wenig hoch gegriffen zu sein. Ich weiß nicht, wie es Ihnen gegangen ist, aber ich persönlich bin noch nie – zumindest nicht wissentlich – Beacons im Handel begegnet.

Wie dem auch sei, vor knapp drei Jahren sprang auch Google auf den Zug auf und führte Nearby Notifications für Android-User ein, um ihnen Informationen aus ihrer unmittelbaren Umgebung bereitzustellen. Damit ist bald Schluss.

Das bedeutet nicht unbedingt das generelle Aus für Beacons. „You (gemeint sind die Entwickler) will still continue to have access to the beacon dashboard and can deliver proximity based experiences similar to Nearby Notifications via your own apps using our Proximity Beacons API“, wie Google in seinem Developer-Blog schreibt. Aber als rosig können wir die Zukunftsaussichten für diese Technologie wohl nicht mehr bezeichnen.

Interessant ist vor allem der Grund, den Google für seine Entscheidung anführt: „… earlier this year, we noticed a significant increase in locally irrelevant and spammy notifications that were leading to a poor user experience.“ Google weist daraufhin, dass die Messlatte für die Qualität der Inhalte, die das Unternehmen den Usern zur Verfügung stellt, sehr hoch ist – insbesondere für Inhalte, die es durch Benachrichtigungen bereitgestellt. Diese Qualitätsstandards wurden anscheinend nicht erfüllt.

Es bleibt also abzuwarten, ob Beacons in den nächsten Jahren noch einmal Fahrt aufnehmen können.

Der Spam-Vorwurf ist sicherlich ein Grund, warum der Beacon-Hype so schnell ins Stocken geraten ist, obwohl es vielversprechende Projekte gab. Es besteht anscheinend eine große Diskrepanz zwischen dem, wie der Händler seine Information versteht, und dem, wie der Kunden sie empfindet. Betrachtet der User sie als irrelevant, ist er spätestens nach der zweiten Benachrichtigung genervt.

Doch einer der Hauptgründe, warum Beacons als Trendthema weitgehend aus den Medien verdrängt wurde, dürfte ihre Abhängigkeit von Apps sein. Durch die zunehmende App-Müdigkeit der User, haben es Händler-Apps besonders schwer, in die Apps-Charts aufzusteigen und somit auf die Displays der Smartphone zu gelangen. Ein weiteres Hindernis ist aber nach wie vor die Technik selbst: „Beacons zu installieren und eine perfekte Ausleuchtung zu erzielen, erfordert einen recht hohen Planungs- und Installationsaufwand.“³

Es bleibt also abzuwarten, ob Beacons in den nächsten Jahren noch einmal Fahrt aufnehmen können. Es wäre wünschenswert. Allein schon aus den zu Anfang genannten Gründen, können sie einen wesentlichen Beitrag zur Optimierung der Customer bzw. Shopper Experience leisten. Vorausgesetzt sie werden sinnvoll in das Kundenerlebnis integriert. Sie lediglich als Instrument zu nutzen, um die Kunden mit irrelevanter Werbung „zuzumüllen“, ist keine Lösung. Dem schieb allein schon Google nun einen Riegel vor.

 


 

Quellennachweise:

¹ Nayak M. Ritesh: Discontinuing support for Android Nearby Notifications, auf: Android-Developers.Googleblog.com, 25. Oktober 2018.
² Ist Beacon-Technologie in Ihrem Unternehmen im Einsatz oder in naher Zukunft geplant? Antworten der Händler im Rahmen der EHI-IT-Studie 2017, auf: Handelsdaten.de.
³ Stephan Lamprecht: Warum die Beacon-Welle ins Stottern geraten ist, auf: LocationInsider.de, 29. Oktober 2018.

Wolf Thiem