Warum manche Totgesagte länger leben

Warum manche Totgesagte länger leben

Wenn ich Berichte über den Niedergang des Handels lese, muss ich unweigerlich an Mark Twain denken. Es gibt wohl keines berühmteres Beispiel dafür, das jemand äußerst quicklebendig ist, obwohl einige Zeitungen ihn bereits für tot erklärten oder zumindest verkündeten, dass er im Sterben läge. Den Journalisten, die extra wegen seines angeblichen Ablebens angereist waren, erklärte Mark Twain süffisant: „The news of my death is highly exaggerated.“ 

Ähnliches lässt sich über den stationären Handel sagen. Sein Ende wurde in den vergangenen Jahren oft und eindringlich heraufbeschworen. Doch es gibt ihn noch. Und es wird ihn auch in Zukunft geben. Das legt ein Report von Criteo zum Einkaufsverhalten der Generation Z nahe.¹  Er zeigt, welche Bedeutung der stationäre Handel für diese junge Generation hat und welche Erwartungen sie an ihn haben. Was können wir aus dem Report lernen?

Im Gegensatz zu den Millennials hat die Generation Z das stationäre Shopping wieder für sich entdeckt.

Die gute Nachricht ist: Obwohl keine andere Generation mehr Zeit mit Mobilgeräten verbringt und eine größere Online-Affinität besitzt, hat die Generation Z – im Gegensatz zu den Millennials – das stationäre Shopping wieder für sich entdeckt. 80 % der befragten 16- bis 24-Jährigen gaben an, dass sie gerne in Geschäften stöbern, wenn es ihre Zeit zulässt. Trotz der Omnipräsenz des Smartphones und des Internets legen sie großen Wert auf Erlebnisse in der realen Welt, bei denen sie Neues entdecken können. Bevor sie etwas zu kaufen, wollen 62 % von ihnen das Produkt erst einmal haptisch erleben. 68 % kaufen zudem gerne im stationären Handel, da sie so erfahren, was gerade angesagt ist.

Doch Vorsicht: Die Generation Z kauft zwar gerne in Geschäften ein, aber sie ist auch sehr schnell enttäuscht, wenn die Shopper Experience nicht ihre Erwartungen erfüllt. Da sie mit Instagram groß geworden ist, liebt sie das Visuelle und ist an eine coole User Experience mit ästhetisch perfekt in Szene gesetzten Produkten gewöhnt. Das erwarten sie auch von den Retailern. Sie legen Wert auf ein stylisch attraktives Store Design und eine bestmögliche Produktpräsentation. 

Die Generation Z kauft gerne in Geschäften ein, wenn die Shopper Experience ihre Erwartungen erfüllt.

Neben ansprechenden Geschäfte spielt das Angebot von einzigartigen Erlebnissen und Produkten eine große Rolle. Als eine Generation, die großen Wert auf Individualität legt, wollen sie nicht wie Jedermann sein. Sie suchen das Besondere und Einzigartige. Händler gewinnen ihre Aufmerksamkeit und Loyalität durch auffällige Stores, personalisierte Erlebnisse und besondere Angebote, z. B. in Form von Limited Editions.

Ihre Liebe zum Shopping „in der realen Welt“ ergänzt und erweitert die Generation Z durch neue digitale Technologien. Sie nutzen regelmäßig alle Möglichkeiten des Omnishoppings, um sich auf den Kauf vorzubereiten. Webrooming ist bei ihr sehr populär. 34 % der Befragten gaben an, dass sie sich häufig zuerst online über Produkte informieren, bevor sie sie dann im Geschäft kaufen.

Die Nachricht vom Tod des stationären Handels ist also stark übertrieben.

Der Handel muss sich also keine Sorgen über ein baldiges Ableben machen – zumindest dann, wenn er sich auf den veränderten Erwartungshorizont der heranwachsenden Generation einstellt und ihr eine Shopper Experience bietet, die ihre Erwartungen erfüllt. Denn die Generation Z verfügt sowohl online als auch offline über eine signifikante Kaufkraft. Auch quantitativ bietet sie ein enormes Potenzial: 10 % der deutschen Bevölkerung gehören ihr an. Das entspricht acht Millionen potenziellen Käufern.

Den vollständigen Gen Z Report von Criteo finden Sie hier:
http://www.criteo.com/de/wp-content/uploads/sites/3/2018/06/GenZ_Report_DE.pdf 

 


 

Quellennachweis:

¹ Criteo: Generation Z – der Report. Basierend auf der Criteo Shopper Story, Juni 2018.

Wolf Thiem