Warum Realitätsflucht ein wichtiges Element der Shopper Experience ist

Warum Realitätsflucht ein wichtiges Element der Shopper Experience ist

Selten war der Wunsch, der Realität zu entfliehen, so groß wie jetzt. Immer mehr Menschen flüchten vor allem in digitale Fantasie- und Abenteuerwelten, um eine Auszeit vom Chaos des Alltags zu nehmen. Das ist nicht erst seit COVID-19 so. Mit dem seit Jahren anhaltenden Boom der Gaming-Branche eröffnen sich für Händlern und Marken neue Möglichkeiten, um eskapistische Erlebnisse auch in die Shopper Experience integrieren.

Beim Shopper Trend GOODBYE REAL WORLD handelt es sich nicht nur plumpe Realitätsflucht. Eskapismus ist ein wesentlicher Bestandteil unseres persönlichen Wohlbefindens. Bereits in ihrem Artikel über die Experience Economy von 1998 definieren B. Joseph Pine und James H. Gilmore den Eskapismus als einen der vier Erlebnisbereiche. 

Für Händler und Marken sind Escapist Experiences vor allem interessant, weil sie sowohl eine aktive Teilnahme als auch ein totales Eintauchen des Konsumenten ermöglichen. Dazu bedarf es natürlich eines starken interaktiven Storytellings, das die Konsumenten voll und ganz einnimmt und bei dem sie vergessen, dass sie gerade shoppen.

Ob nun IRL oder URL – immer häufiger tauchen eskapistische Erlebnisse, die auf Interaktivität und Immersion basieren, in den Schlüsselmomenten der Costumer Journey auf. Hier sind sechs Best Cases, die zeigen, wie Marken und Händler den Trend GOODBYE REAL WORLD zur Steigerung des Shopper Engagements und für den Aufbau von Communitys nutzen.

BURBERRY

Im Rahmen der Neujahrskampagne 2020 in China startete Burberry ein Online-Spiel namens „Ratberry“. Es baut auf dem Erfolg des Games „B Bounce“ auf, das Burberry 2019 auf den Markt brachte. „Ratberry“, der zentrale Charakter des Spiels, ist vom Jahr der Ratte inspiriert, das 2020 im China gefeiert wurde. Die Luxusmarke reagierte damit auf die wachsenden Nachfrage nach Online-Games bei den jüngeren chinesischen Konsumenten, um sich mit der Gamer-Community online zu verbinden. Um die Attraktivität des Spiels zu steigern, veröffentlichte Burberry Sticker auf WeChat, die „Ratberry“ und die neue Capsule Collection zeigten.

TROLLI

Die Süßwarenmarke Trolli brachte mit „Deliciously Dark Escape“ ihr erstes Mini-Video-Game auf den Markt, um den Verkauf ihrer Produkte anzukurbeln. Um es spielen zu können, müssen die Spieler zuerst Trolli Gummiwürmer kaufen und den QR-Code auf der Verpackung scannen. Danach können sie auf das Game zuzugreifen, das ansonsten auf einer versteckten Website gehostet ist. Zusätzlich zum Spiel wird ein Trolli Dynamic Theme für PS4 und eine 14-tägige PlayStation Plus-Testversion freigeschaltet. Die Herausforderung des Spiels besteht darin, dass die Teilnehmer ihre gummiartigen Avatars beschützen müssen, während sie eine Vielzahl von Hindernissen wie Firewalls, Bots und Laser überwinden.

Foto: The FWA

CHRISTIAN LOUBOUTIN

Während der Pariser Fashion Week präsentierte die Luxusschuhmarke Christian Louboutin ihre Damen- und Herrenkollektion in der virtuellen „Loubi World“, die auf der Social-Gaming-App Zepeto gehostet wurde. Die Besucher konnten einen Auftritt der Sängerin King Princess erleben, mit anderen Avataren interagieren und Louboutin-Artikel anprobieren. Die „Loubi World“ war eine virtuelle Nachbildung der Lieblingsorte von Christian Louboutin in Paris, darunter der Eiffelturm, eine Café-Terrasse, ein Karussell, die Galerie Véro-Dodat und eine Nachbildung des neuen Flaggschiffs der Marke in der Rue Saint-Honoré.

KENZO

Künstliche Verknappung kann ein Gefühl von Exklusivität vermitteln. Doch stark limitierte können ebenso frustrieren, zumindest jene Shopper, die leer ausgehen. Mit „Shopping League“ verwandelte die Luxusmarke Kenzo die Frustration des begrenzten Verkaufs in ein aufregendes E-Shopping-Erlebnis. Um eins der 100 Paare der neuen Sonic Sneaker zu erhalten, waren die Kunden eingeladen, um die Sneaker in einem Computerspiel zu kämpfen. Nur eine kleine Anzahl von ihnen schaffte es überhaupt bis zum Spiel. Dort angekommen, mussten sie sich gegenseitig die Schuhe aus dem Einkaufswagen klauen. Die Kampagne brachte in 12 Stunden über 20.000 Fans auf die Website und steigerte das Engagement um das Sechsfache.

TATCHA

Seit dem Start im März 2020 wurde „Animal Crossing: New Horizons“ allein bis Ende September 2020 über 26 Millionen Mal verkauft. Kein Wunder also, dass das Game von Marken schnell als Marketingplattform entdeckt wurde. Direkt eine ganze Insel entwarf die Beauty-Marke Tatcha. Sie entstand in Kooperation mit der Activewear-Marke Alo Yoga. „Tatchaland“ wurde geschaffen, um die Spieler über die Markteinführung eines neuen „Rice Wash“-Reinigers zu informieren. Bevor die Insel fürs Publikum geöffnet wurde, wurde sie auf Twitch gestreamt. Die notwendigen Codes für den Besuch der Insel wurden über Instagram veröffentlicht und gaben den Usern die Chance, u.a. eine Reihe von IRL-Artikeln zu gewinnen.

HIPANDA

Eskapistische Erlebnisse lassen sich auch offline kreieren. Im „Ghost House“, dem ersten Flagship-Store Hipanda in Tokio, schuf die Streetwear-Marke mit Hilfe von Spiegelwänden, Lichteffekten und Augmented Reality eine spielerische In-Store Experience, die mit bloßem Auge nicht zu erkennen war. Nur via iPads oder Smartphones konnten die Shopper das unsichtbare Game-Environment wahrnehmen. Dann konnten sie das Maskottchen der Marke, einen Panda, in Aktion erleben, wie durch die Räume streifte und sich zwischen den Produkten versteckte, um die neue Kollektion zu präsentieren. Hipanda nutzte dieses immersive Marken-Storytelling, um zu hinterfragen, was real ist und was nicht.

Foto: Hipanda

Wenn Sie mehr über den Shopper Trend „GOODBYE REAL WORLD“ wissen wollen und wie Sie die Shopper Experience durch eskapistische Erlebnisse bereichern können, beraten wir Sie gerne jederzeit und unverbindlich. Kontaktieren Sie uns einfach.

 


Vorschaubild: Burberry via Fashion Network

 

Wolf Thiem