Wie Harrods und Starbucks ihre Shopper mit Kennerwissen an sich binden

Wie Harrods und Starbucks ihre Shopper mit Kennerwissen an sich binden

Früher war das Leben einfacher! Mit Stolz konnte man vor seinen Freunden und Bekannten mit einem teuren Designerobjekt protzen, ohne dass man Gefahr lief, dass einer von ihnen es sofort online nachbestellte. Seit das Internet alles für jedermann jederzeit verfügbar gemacht hat, hat der materielle Luxus viel vom Reiz des Besonderen und Unerreichbaren verloren.

Der neue Luxus definiert sich – vor allem in gesättigten Konsumgesellschaften – zunehmend über immaterielle Werte, die man erwerben, aber nicht kaufen kann. Vorausgesetzt natürlich, dass man sich dies leisten kann.

Da der Kauf von Luxusgütern allein nicht mehr befriedigend ist, gewinnt das Wissen um die Geschichten hinter den Produkten zunehmend an Bedeutung. Wer sie kennt, kann sich mit ihnen als Kenner und Eingeweihter profilieren. Er kann die Geschichten seinen Freunden und Bekannten weitererzählen und in seinen sozialen Netzwerken teilen.

Die Konsumenten wenden sich verstärkt Marken zu, die sich primär als Mentoren verstehen und ihre Kunden mit überzeugenden Backstage-Stories versorgen, z. B. über die Herstellung oder das kulturelle bzw. regionale Erbe eines Produkts. Solches Kennerwissen stellt einen nachhaltigen Mehrwert dar, für den die Shopper sogar bereit sind mehr zu bezahlen.

Hier sind sechs Best Practices, die ihre Kunden mit statusrelevanten Stories das Gefühl vermitteln, Mitglieder von exklusiven CONNOISSEUR CLUBS zu sein.

DIOR BEAUTY

Die französische Luxusmarke Dior eröffnete eine Pop-up-Boutique in Los Angeles, um ihre neue „Backstage“ Kosmetiklinie zu präsentieren, bevor sie offiziell in den Läden erhältlich war. Dazu inszenierte Dior ein Backstage-Erlebnis, ähnlich wie auf einer Modenschau. Die Besucher bekamen Make-up-Tipps von professionellen Dior Künstlern und konnten Prominente wie die Markenbotschafterin Bella Hadid und den Make-up-Artisten Daniel Martin kennenlernen. Zudem konnten sie einen „Laufsteg“ hinuntergehen und sich das dabei entstandene 360-Grad-Video auf ihre Handys senden lassen.

VIVO

Der chinesische Mobiltelefonhersteller Vivo eröffnete mit Vivo Lab einen Concept Store für Demonstrationszwecke in Shenzhen, China. Während die untere Etage dem Verkauf dient, lädt die obere zu einer Entdeckungstour ein. An zehn interaktiven Touchpoints können die Besucher die Smartphone-Kamera-Technologie von Vivo erleben. So können sie z. B. eine Zeitreiseerfahrung machen, bei der sie mit mithilfe historisch anmutender Selfies etwas über die Geschichte der Fotografie lernen. Eine LED-Kuppel simuliert natürliches Licht, um die Auswirkungen der Lichtverhältnisse auf Fotos zu demonstrieren.

HARRODS

Die im Look der 1920er Jahre gestalteten „Fine Wines & Spirits Rooms“ von Harrods laden die Kunden ein, neue Entdeckungen zu machen. Denn die Weine und Spirituosen sind dort nicht nach Marken, sondern nach Geschmack und Aromen sortiert. Neben persönlicher Beratung gibt es einen Aromatisch, der den Konsumenten hilft, die einzigartigen Aromen der Trauben zu entdecken. Im „Education Room“, der erste von Harrods, können die Kunden zudem eine Erfahrung machen, die ihnen sonst nicht geboten wird. Via Livestreams zu Weingütern weltweit können sie sehen, wo die Weine angebaut werden.

JOSÉ CUERVO

Seit Anfang des Jahres können Liebhaber der mexikanischen Tequila-Marke José Cuervo eine Reise mit dem José Cuervo Express durch Mexiko von Guadalajara nach Tequila buchen. Auf der luxuriösen Zugreise werden den Gästen mexikanische Snacks, Cocktails und eine professionelle Verkostung geboten, die von einem „Maestro Tequilero“ geleitet wird. Das Erlebnis umfasst einen Besuch der Agavenfelder, eine Besichtigung der José Cuervo-Destille und eine mexikanische Kulturshow. Bei der Premium-Plus-Version können die Gäste zusätzlich den Keller „Reserva de la Familia“ besichtigen.

STARBUCKS

Starbucks eröffnete auf Bali das größte Kaffeehaus Südostasiens, das Starbucks Dewata Coffee Sanctuary. Mit ihm will das Unternehmen die Bedeutung Indonesiens als viertgrößte Arabica-Kaffeeanbauregion der Welt würdigen. In der „origin-centered version“ einer Rösterei können die Kunden mehr als 100 exklusiv handgefertigte Getränke, Lebensmittel und Waren genießen. Wer mehr über Kaffee erfahren will, kann eine Art Arabica-Kaffeefarm besichtigen. Dort wird die Reise des Kaffees von der Saat bis zur Tasse zelebriert. Die Besucher können selbst Kaffeebohnen auslösen, waschen und trocknen sowie aufkeimende Sämlinge in der Baumschule beobachten.

Foto: Starbucks

CHANEL

Nach London, Seoul und Hongkong machte die „Mademoiselle Privé“ Ausstellung von Chanel im West Bund Art Center in Shanghai Halt. Auf 6.000 qm beleuchtete sie ein letztes Mal die drei kreativen Säulen des Hauses: Haute Couture, Schmuckdesign und das legendäre Parfüm Chanel Nr. 5. von 1921. Gezeigt wurden u. a. Entwürfe von Choco Chanel und Karl Lagerfeld. Über WeChat konnten die Besucher mehr über die Geschichte von Chanel erfahren und halbstündige Workshops zu Themen wie Sticken, das Aufbringen von Blattgold oder die Kunst des Verschließens von Parfümflaschen buchen.

Foto: Chanel

 

Wenn Sie mehr darüber erfahren wollen, was den Shopper Trend CONNOISSEUR CLUBS antreibt und was ihn für die Zukunft des Shoppings so relevant macht, können Sie unser Short Brief zum Trend hier downloaden.

 


 

Vorschaubild: Harrods via Wallpaper

Wolf Thiem