Wie Marken vom Wiederverkauf ihrer Produkte profitieren

Wie Marken vom Wiederverkauf ihrer Produkte profitieren

Als ich am 20. September zufällig an einem Apple Store vorbei kam und die Menschentraube davor sah, dachte ich einen irrigen Moment lang, dass es dort etwas umsonst gibt. Dann fiel mir ein, dass an diesem Tag das neue iPhone 11 in die Läden gekommen war. Das erklärte alles.

Der Wunsch, das Allerneueste zu besitzen, treibt viele Konsumenten an. Damit er wahr wird, wird das Vorgängermodell immer öfter re-investiert, indem es auf einer der vielen Resale-Plattformen, die es mittlerweile gibt, wieder verkauft wird. Laut Deloitte wächst allein der Markt für gebrauchte Handys vier- bis fünfmal schneller als der Gesamtmarkt für Smartphones.

„Trade in to trade up“ ist nichts Neues. Doch für Shopper war es noch nie so einfach wie heute, auf den Wert früherer Käufe zuzugreifen und den Wiederverkaufserlös in einen immer aktuellen Lifestyle zu re-investieren. Der Shopper Trend TRADING UP 4.0 eröffnet ihnen immer kreativere Resale- und „Buy Back“-Lösungen.

Das kommt auch dem Handel und den Marken zugute. Konsumenten, die ihre (un-)benutzten Dinge „eintauschen“, können leichter die nächste Konsumstufe erreichen. Der mögliche Gewinn beim Wiederverkauf wird für die Kaufentscheidung immer wichtiger. Das macht Shopper weniger preissensibel und bietet Marken die Chance auf einen Exit aus der negativen Preis-Spirale.

Hier sind 6 Best Practices, die zeigen, dass TRADING UP 4.0 nicht nur nahezu alle Warengruppen umfasst, sondern auch die Art und Weise verändert, wie Shopper einkaufen.

FARFETCH

Auch im Luxusmarkt spielt der Wiederverkauf eine immer größere Rolle. Der Second-Hand-Markt wächst auch in diesem Segment rasant und wird seinen Umsatz dort in den nächsten fünf Jahren voraussichtlich auf 51 Mrd. US-Dollar verdoppeln. Auch der britische Online-Modehändler Farfetch ist in den Resale-Markt eingestiegen. Er hat mit Second Life eine Online-Plattform gestartet, auf der Kunden gebrauchte Designerhandtaschen ausgewählter Marken wie Chanel, Gucci, Balenciaga oder Prada an Farfetch verkaufen können. Im Gegenzug erhalten sie eine Gutschrift für den Online-Shop.

Foto: Farfetch

REBAG

90 % der Verkäufe von Luxusgütern werden immer noch offline getätigt. Kein Wunder, dass Rebag, eine Resale-Plattform für Luxus-Handtaschen, das 2014 online ging, seine Offline-Expansion mit der Eröffnung eines neuen Flagship Stores in Miami fortsetzte. Es ist der siebte Laden von Rebag und der erste außerhalb von New York und Kalifornien. Er kann bis zu 500 Artikel präsentieren. Rebag hat sich einen festen Platz im schnell wachsenden Wiederverkaufsmarkt erarbeitet, indem es die Verkäufer von Handtaschen im Voraus bezahlt und Käufern seltene Stücke mit hohen Rabatten anbietet.

Foto: Rebag

THREDUP

Die auf Wiederverkauf von Mode spezialisierte Online-Plattform ThredUp hat eine Initiative gestartet, die andere Modehändler einlädt, Partner des Programms „Resale-as-a-Service“ (RAAS) zu werden. Ziel von RAAS ist es, die Shopper zu ermutigen, mehr Second-Hand zu kaufen. Das Programm soll die Modebranche dabei unterstützen, ein nachhaltiges Kreislaufsystem aufzubauen. Es umfasst In-Store Pop-ups, Online-Kooperationen und ein Loyalty-Programm. JCPenney und Macy’s haben bereits eine Partnerschaft mit ThredUp angekündigt und wollen künftig Second-Hand-Mode in ihren Läden verkaufen.

DEPOP

Der englische Social-Shopping-Marktplatz Depop ist eine Mischung aus eBay und Instagram, auf dem Teenager alles kaufen und verkaufen können, was sie wollen. Nach zwei Pop-ups in den USA eröffnete Depop seinen ersten Pop-up namens Depop Space bei Selfridges in London. Dort konnten wöchentlich wechselnde Topseller von Depop eine Auswahl aus ihren Depop-Kollektionen ausstellen, die nur bei Selfridges erhältlich war. Zusätzlich veranstaltete Depop auch Workshops und andere Events im Pop-up. Ein eigener Bereich der App hob die Kollektion des Topsellers hervor.

EBAY

eBay ist einer der weltweit größten Marktplätze für Luxusuhren. Nun hat das Unternehmen seinen 2017 gestarteten Authentifizierungsservice für Luxushandtaschen auch auf dieses Segment ausgeweitet. Käufer können jetzt aus einer authentifizierten Auswahl von gebrauchten Luxusuhren von über 30 Uhrenmarken auswählen, darunter Rolex, Patek Philippe, Omega, Audemars Piguet, Breitling und Panerai. Die Uhren werden von externen Experten verifiziert und von ausgewählten, erstklassigen eBay-Verkäufern bezogen. Das Angebot umfasst ca. 10.000 Luxusuhren, die zwischen 500 und 50.000 US-Dollar kosten.

Foto: eBay

MERCARI

Japans Beauty-Markt gilt als einer der anspruchsvollsten der Welt. Was unter anderem daran liegt, dass die Japaner besessen von Hygiene sind. Von Frauen wird erwartet, dass sie immer sauber und frisch aussehen und gut riechen. Umso überraschender ist also, dass der Kauf und Verkauf von Second-Hand-Make-up gerade unter den japanischen Millennials immer beliebter wird. Obwohl der Wiederverkauf von gebrauchten Kosmetika hygienisch bedenklich ist, ist er auf Mercari, einer Top-Resale-Plattform in Japan, erlaubt, sofern das Make-up gut beschrieben ist und nicht das Verfallsdatum überschreitet.

 

Wenn Sie mehr darüber erfahren wollen, was den Shopper Trend TRADING UP 4.0 antreibt und was ihn für die Zukunft des Shoppings so relevant macht, können Sie unser Short Brief zum Trend hier downloaden.

 

SAVE THE DATE: Am 18. November erscheint unser neuer Trendreport „Zukunft der Shopper Experience. 15 Shopper Trends für 2020 und darüber hinaus“ – exklusiv und kostenfrei für alle Abonnenten unseres Trendletters. Sie sind noch kein Abonnent? Dann am besten gleich hier anmelden!

 


 

Vorschaubild: ThredUp via Fast Company

Wolf Thiem