Wie Resale zu einem festen Bestandteil des Markenerlebnisses wird

Wie Resale zu einem festen Bestandteil des Markenerlebnisses wird

Als Student habe ich öfters in Secondhand-Läden geshoppt. Es war eine Frage des Budgets. Wer heute Vintage-Boutiquen, Flohmärkte und Online-Resale-Plattformen durchstöbert, tut es jetzt auch, weil es chic ist. Secondhand ist von einer Notwendigkeit zum urbanen Lifestyle und zur statusrelevanten Schatzsuche avanciert, bei der sich Shopper mehr Einzigartigkeit und Qualität zu besseren Preisen erhoffen. 

Kein Wunder, dass der Resale-Markt seit Jahren boomt. In 2021 umfasste er bereits 36 Mrd. US-Dollar. Bis 2025 wird er sich voraussichtlich verdoppeln und 77 Mrd. US-Dollar erreichen. Es wird erwartet, dass sein Marktanteil in 2030 doppelt so hoch sein wird wie der von Fast Fashion. In einem OMR-Podcast prognostiziert Tarek Müller, Gründer von About You, dass in zehn Jahren 20% der Kleidungskäufe aus zweiter Hand stammen werden.

Der Resale-Markt im Internet ist längst nicht nur auf Mode beschränkt. Er reicht von Luxusartikeln über Smartphones bis hin zu Möbeln. Neben zahlreichen Online-Plattformen steigen auch immer mehr etablierte Einzelhändler und Marken in den Markt ein. Resale, das bis vor kurzem noch außerhalb der Ökosysteme von Marken stattfand, wird nun in das primäre Markenerlebnis und die Shopper Experience integriert, um vor allem junge Käufer früh an die Marke zu binden.

Die Pandemie hat den Secondhand-Boom nochmals verstärkt und dem Shopper Trend VINTAGE CHICERIA einen zusätzlichen Innovationsschub verliehen. Mittlerweile experimentieren selbst traditionelle Vintage-Boutiquen und Flohmärkte erfolgreich mit neuen virtuellen und interaktiven Formaten wie Livestream Shopping via IG Live und Facebook Live. Hier sind sechs Best Cases, die zeigen, wohin die Reise geht.


Wenn Sie mehr darüber wissen wollen, was den Shopper Trend VINTAGE CHICERIA antreibt und warum er für die Zukunft des Shoppings relevant ist, können Sie hier unseren Short Brief zum Trend downloaden.


IKEA

Als Kontrapunkt zum Black Friday, bei dem sich alles um mehr Konsum zu Schnäppchenpreisen dreht, rief IKEA den „Buyback Friday“ aus. Vom 27. November bis 3. Dezember 2020 konnten Kunden ihre gebrauchten IKEA-Möbel im Tausch gegen einen IKEA-Gutschein in Höhe von bis zu 50% des ursprünglichen Verkaufspreises zurückgeben. Dazu hat der schwedische Möbelhersteller ein digitales Rückkauf-Tool entwickelt, das eine vorläufige Bewertung der gebrauchten Möbel ermöglicht. Die zurückgekauften Artikel wurden dann in den Geschäften mit einem Preisnachlass weiterverkauft. Alles, was sich nicht wiederverkaufen lies, wurde recycelt. Die Aktion fand insgesamt in 27 Ländern statt.

LITTLE BLACK DOOR

Die App Little Black Door ist eine Art „social wardrobe“, die es Userinnen ermöglicht, den Inhalt ihres Kleiderschranks in einer Instagram-ähnlichen Art und Weise mit Freunden und Followern zu teilen. Das soll ihnen den Tausch und Wiederverkauf von Kleidung erleichtern. Dazu müssen sie ihre Kleidungsstücke fotografieren und in Kollektionen, sogenannten Lookbooks, hochladen. Die App erkennt die Artikel mithilfe einer KI und berechnet ihren Geldwert. Der Schwerpunkt liegt auf Premium- und Luxusmode. Auf dem Startbildseite werden zudem Mode-Nachrichten im Stil einer sozialen Plattform angezeigt. 

VIVOBAREFOOT

Eine Triebkraft hinter dem Resale-Boom ist der Wunsch der Konsumenten, die Auswirkungen ihres Konsums auf die Umwelt zu verringern, indem sie z.B. die Lebensdauer der Produkte verlängern. Mit Mit ReVivo startete Vivobarefoot, eine britische Marke für minimalistische Laufschuhe, im Juli 2020 ein Programm zur Aufarbeitung und zum Wiederverkauf von getragenen Schuhen der Marke. Die Schuhe werden gereinigt und repariert, bevor sie weiterverkauft werden. Das Angebot gilt zunächst für Schuhe, die nach der 100-Tage-Probephase der Marke zurückgegeben werden. In Zukunft sollen Kunden grundsätzlich die Möglichkeit haben, alte Vivobarefoot-Schuhe einzutauschen oder einen Reparaturservice zu nutzen.

REBAG

Die US-Resale-Plattform für Luxusgüter Rebag hat im Februar 2021 mit Clair AI eine KI-gestützte App auf den Markt gebracht, die den wahren Wert eines Artikels anhand eines hochgeladenen Fotos sofort erkennen kann. Es ist die erste Bilderkennungstechnologie für den Wiederverkauf von Luxusartikeln und hat eine Erfolgsquote von 90%. Zusätzlich erweiterte Rebag die App um Clair Trade, ein Feature, dass es Usern ermöglicht, in einer einzigen Transaktion zu kaufen und zu verkaufen. Wenn der Wert des verkauften Artikels nicht mit dem des gekauften übereinstimmt, bezahlt der Käufer die Differenz oder erhält eine Gutschrift für zukünftige Einkäufe. Um die Transaktion abzuschließen, müssen die Artikel zur Überprüfung an Rebag eingeschickt werden. 

Im August 2020 startete Selfridges das Project Earth, einen auf fünf Jahre angelegten Nachhaltigkeitsplan, der die Art und Weise, wie wir shoppen, verändern soll. Im Rahmen dieses Plans wird Selfridges Secondhand-Kleidung verkaufen. Resellfridges ermöglicht es den Kunden einerseits, eigene gebrauchte Artikel gegen ein Ladenguthaben zu verkaufen. Anderseits können sie „pre-loved“ Stücke aus dem Selfridges-Archiv und aus Kollektionen erwerben, die von Vintage-Kennern, wie Vestiaire Collective, kuratiert wurden. Zusätzlich bietet Selfridges Leihoptionen für Kleidung in Kooperation mit der Rental-Plattform sowie Nachfüllstationen für Kosmetikartikel und einen Reparaturservice für beschädigte Kleidung an.

YOUZD

Auch die Möbelindustrie hat ein massives Müllproblem. 30 % der Befragten in Großbritannien haben Möbel weggeworfen, die man hätte wiederverwenden, verkaufen oder spenden können. Um den Kauf von gebrauchten Möbel zu erleichtern, arbeitet Youzd, eine französische Secondhand-Plattform für Möbel, mit Lieferdiensten zusammen, die den Transport gegen Gebühr übernehmen. Die Einkäufe werden innerhalb eines Zeitfensters von zwei Stunden geliefert. Das Start-up richtet sich an urbane Konsumenten, die gerne gebraucht kaufen, aber keinen Zugang zu einem Auto oder Transportfahrzeug haben. Um die Angst vor dem Kauf gebrauchter Möbel nehmen, führte es zudem eine einjährige Servicegarantie ein.

Wenn Sie mehr über die Zukunft des Shoppings erfahren möchten und darüber, wie Sie mit Secondhand das Bedürfnis der Konsumenten nach Einzigartigkeit und Nachhaltigkeit unterstützen, beraten wir Sie gerne jederzeit und unverbindlich. Kontaktieren Sie uns einfach.

 


Vorschaubild: Vivobarefoot

Wolf Thiem