Wie Stores zu Bastionen einer multisensorischen Shopper Experience werden

Wie Stores zu Bastionen einer multisensorischen Shopper Experience werden

Endlich können wir wieder nach Herzenslust shoppen gehen – tun wir aber nicht. Die Angst vor dem Virus hängt uns immer noch im Nacken und lässt keine rechte Einkaufsfreude aufkommen. Die Inflation trägt das Ihrige dazu bei, dass die Kundenfrequenz in den Geschäften weiterhin unter der von 2019 liegt. Der Handel muss sich etwas einfallen lassen, um die Shopper aus ihren Kokons herauszuholen und wieder in die Läden zu locken. Der Trend HYPERPHYSICALITY hat das nötige Potenzial. 

Dazu ist es jedoch notwendig, dass die stationären Einzelhändler aufhören, wie traditionelle Kaufleute zu denken, bei denen sich alles nur ums Verkaufen dreht. Allein schon, um einen Gegengewicht zum E-Commerce und dem aufkommenden Metaverse zu schaffen, müssen sie zu Experience Designern werden. Sie müssen ihre Geschäfte in Orte verwandeln, wo Shopper mit all ihren Sinnen eine unvergessliche Erfahrung machen können und der Kauf zur Nebensache wird. 

Hyperphysisches Retail-Design macht Schluss mit dem Minimalismus, der bisher mit den Stores der Luxusmarken assoziiert wurde. Stattdessen reagiert es mit luxuriösem Eskapismus und opulenter Fantasie IRL auf die multiplen Krisen unserer Zeit. Doch es will nicht nur visuell spektakuläre Interieurs kreieren. Vielmehr will es alle fünf Sinne durch die multisensorische Qualitäten des Innenraums stimulieren, um ein einzigartiges Erlebnis zu vermitteln.

Der Store wird endgültig zum Point of Experience, wo das emotionale Engagement der Community im Mittelpunkt steht. Hyperhysical Stores laden die Besucher ein, ein tolles Erlebnis zu genießen, egal ob sie etwas vor Ort kaufen wollen oder nicht. Auch jene sind willkommen, die einfach nur ein Foto oder ein Video machen wollen, um es auf Instagram oder TikTok zu sharen. 

Hier sind sechs Best Cases, die zeigen, wie HYPERPHYSICALITY zur physischen Bastion für eine außergewöhnliche In-Store Experience wird – auch als Gegenpol zur fortschreitenden Digitalisierung des Shoppings.

Wenn Sie mehr darüber wissen wollen, was den Shopper Trend SWAPABILITY antreibt und warum er für die Zukunft des Shoppings relevant ist, können Sie hier unseren Short Brief zum Trend downloaden.

GAVELLO

Stores, die wie Swimmingpools aussehen, scheinen bei Store-Designern momentan total angesagt zu sein. Von außen sieht das Geschäft der italienischen Schmuckmarke Gavello auf Mykonos wie jedes andere Geschäft auf der griechischen Insel aus. Doch im Inneren erwartet den Besucher eine Überraschung in Form einer Innenraumgestaltung, die an einen „Luxus-Swimmingpool der 60er Jahre“ erinnert. 

Die Wände und der Boden sind komplett mit hellblauen Terrazzofliesen gekachelt. Möbel aus Metall, Strandbälle, gestreifte Kissen und eine Poolleiter an der Wand unterstreichen den Schwimmbad-Look. Durch das unorthodoxe Design sticht das Schmuckgeschäft von Gavello aus der Fülle der umliegenden Läden heraus, deren Inneneinrichtungen irgendwo zwischen Tradition und Extravaganz liegt sind.

Foto: Gavriil Papadiotis

BALENCIAGA

Zur Einführung der neuen Taschen-Kollektion „Le Cagole“ eröffnete die Modemarke Balenciaga Ende April in London einen zweiten exzentrischen Pop-up nach Bangkok. Während der Flagship Store in der Londoner Mount Street einer brutalistisch postapokalyptischen Kunstinstallation gleicht, macht das Pop-up voll auf kuschelig. Das Innere war komplett mit zotteligem Kunstfell ausgekleidet. 

Der gesamte Innenraum –  Wände, Boden, Displays etc. – war mit pinkem Kunstpelz überzogen. Das puschelige Fell-Interieur war ein Verweis auf den maximalistischen Look der früheren It-Bags von Balenciaga, an die auch die aktuelle „Le Cagole“-Kollektion mit ihrem Y2K-Style anknüpft. Das Pop-up wird bis zum 15. Juli in zehn weiteren Geschäften auf der ganzen Welt zu sehen sein.

Foto: Balenciaga

HARMAY COSMETICS

Physische Kosmetikläden haben durchaus eine Zukunft – davon ist die chinesische Beauty-Marke Harmay Cosmetics überzeugt. Obwohl sie 2013 als Pure-Online-Player begann, glaubt sie, dass das reale Einkaufserlebnisse perfekt zum Lifestyle ihrer jungen und erlebnishungrigen Zielgruppe passt. Im Juni 2021 eröffnete die Marke ihren sechsten Store in einem Einkaufszentrum, das hauptsächlich unterirdisch gelegen ist.

Das Store-Design greift thematisch den unterirdischen Standort auf und ähnelt visuell einem apokalyptischen Raumschiff. Dunkle, hallenartige Räume im vorindustriellen Steam-Punk-Look stehen im visuellen Kontrast zu den weißen, sterilen Räumen á la „Odyssee im Weltraum“. Auffallend ist, dass die Kunden bewusst allein gelassen werden. Sie sollen ungestört das Einkaufen als taktiles und partizipatives Erlebnis erfahren.

Foto: Harmay Cosmetics

MAGNUM

Zur Markteinführung der neuesten Eiscreme-Sorte „Magnum Double Gold Caramel Billionaire“  inszenierte die Eiscreme-Marke Magnum ein immersives und interaktives Pop-up-Event in London namens „Magnum Pleasure Sensorium“. Es war sowohl als digitales als auch als physisches Erlebnis konzipiert. Es sollte alle Sinne ansprechen und die Überzeugung der Marke zum Leben erwecken, dass Genuss mehr als nur eine Dimension hat. 

Das 30-minütige Erlebnis, das 10 GBP Eintritt kostete, ermöglichte den Besuchern, die neue Sorte Schicht für Schicht zu erkunden. Auf ihrer Reise durchquerten die Besucher unterschiedliche Räume wie eine Schokoladenkammer der Klänge und eine Keks-Passage und probierten dabei die verschiedene Zutaten aus. Am Ende erhielten sie einen maßgeschneiderten Eiscreme-Riegel, den sie über die sozialen Medien teilen konnten.

Foto: Magnum

BOTTEGA VENETA

Einzelne Marken wie Bottega Veneta verzichten sogar komplett auf die Präsentation von Produkten und konzentrieren sich ausschließlich auf das Erlebnis. Im Oktober 2021 platzierte die italienische Modemarke eine dreieckige Pop-up-Installation namens „the MAZE“ auf einem Parkplatz in Seoul. Sie war komplett im Parakeet-Grün der Marke gehalten. Die Installation wirkte wie ein lebendig gewordenes Kinderspiel für Erwachsene.

Die labyrinthartige Installation hatte die Form eines monumentalen Dreiecks. Die Wände des metallischen Labyrinths waren mit weichen Skulpturen verkleidet, die wie Fuchsschwänze aussahen. Sie strahlten Wärme, Behaglichkeit und Privatsphäre aus und bildeten einen Kontrast zum transparentem und roh wirkenden Metallzaum. Das Labyrinth erinnerte an die dystopischen Welten von Videospielen.

Foto: Bottega Veneta

COACH

Zur Wiedereröffnung des Londoner Geschäfts im April 2021 schuf die Modemarke Coach zusammen mit dem Künstler Cyril Lancelin eine aufblasbare „Coach Pillow“-Installation im Zentrum von London. Die riesige, kissenartige Skulptur in zartem Rosa war von der weichen, anschmiegsamen Form der kultigen Pillow Tabby-Tasche der Marke inspiriert. Die verschlungenen Formen sollten eine beruhigende Flucht vor der Außenwelt ermöglichen.

Die rosafarbene Installation konnte zusätzlich digital durch eine Augmented-Reality-Schatzsuche zum Leben erweckt werden. Ingesamt führte die Skulptur zu einer „Steigerung der Markendynamik“ im physischen Raum. Am Eröffnungswochenende konnten die Verkäufe im Geschäft um 140 % und die Besucherzahlen um 40 % gesteigert werden.

Foto: Coach

Wenn Sie mehr über die Zukunft des Shoppings erfahren möchten und darüber, wie Sie Trends nutzen können, um eine einzigartige Shopper Experience zu kreieren, die Ihre Kunden begeistert, beraten wir Sie gerne jederzeit und unverbindlich. Kontaktieren Sie uns einfach.

Vorschaubild: Evian

Wolf Thiem