So werden wir in Corona-Zeiten und danach shoppen: P2P-Commerce

So werden wir in Corona-Zeiten und danach shoppen: P2P-Commerce

Der Mensch ist ein soziales Wesen, das gerade in Krisenzeiten die Nähe von anderen sucht. Doch zum Schutz vor COVID-19 haben fast alle Regierungen der Welt das gesellschaftliche Leben in ihren Ländern nahezu auf Null heruntergefahren. „Social Distancing“ lautet die Devise in Zeiten von Corona. Damit hat die Politik ein einzigartiges sozialpsychologisches Experiment gestartet – mit ungewissem Ausgang.

Doch wenn man es richtig bedenkt, geht es bei der verhängten Isolation zum Schutz vor dem Coronavirus gar nicht um „Social Distancing“, sondern um „Physical Distancing“, um körperliche Distanz. Da wir in einer digitalem Welt leben, lassen sich die für das menschliche Wohlbefinden so wichtigen sozialen Kontakte zu Freunden und Gleichgesinnten, sogenannten Peers, auch auf virtuellem Wege – zumindest in abgespeckter Version – pflegen.

Indem Marken und Händler ihre Top-Kunden zu Händlern machen, heben sie das Empfehlungs-Marketing auf ein neues Niveau.

Neben Streaming-Diensten gehören auch Social-Media-Plattformen und vor allem die Anbieter von geschäftlichen und privaten Videokonferenz-Apps zu den momentanen Gewinnern der Coronakrise. Der E-Commerce scheint – laut einer Branchenumfrage des Handelsverbands bevh – nicht unbedingt dazuzugehören. Das überrascht, da nahezu alle stationären Geschäfte geschlossen sind und die Konsumenten gerade jetzt viel Zeit haben, um vom Sofa aus zu shoppen.

Online-Shopping in der jetzigen Form scheint also kein Ersatz für zwischenmenschliche Kontakte zu sein. Ihm fehlt der soziale Aspekt. Mit P2P-COMMERCE stellen wir Ihnen einen Shopper Trend vor, der dieses Manko des E-Commerce nicht nur in Zeiten von Corona, sondern auch darüber hinaus beseitigen kann. Er zeigt, wie Marken und E-Retailer mit Peer-basierten Plattformen das Empfehlungs-Marketing auf ein neues Niveau heben, indem sie ihre Top-Kunden zu Händlern machen.

FOKUS-TREND: P2P-COMMERCE

In den vergangenen Jahren haben sich immer mehr Verbraucher auf P2P-Plattformen wie eBay, Airbnb, Uber & Co. miteinander verbunden, um Wissen, Produkte und Dienstleistungen zu teilen, zu tauschen, zu mieten oder für ein geringes Entgelt zu erwerben. Getrieben werden sie dabei vom Bedürfnis nach Gemeinschaft, Authentizität und Exklusivität, vom Unbehagen gegenüber dem Massenkonsum oder einem begrenzten finanziellen Budget.

Mittlerweile haben sich P2P-Marktplätze zu Plattformen weiterentwickelt, die es den Menschen ermöglichen, auf authentische und vertrauensvolle Weise miteinander in Kontakt zu treten, sich auszutauschen, zu kooperieren und sich gegenseitig zu unterstützen. Dort erhalten sie, was sie suchen: kuratierte Einkaufstipps von Personen, die sie kennen, mit denen sie sich verbunden fühlen und die nicht anonym bleiben.

Die Vorteile von Peer-basierten Tauch-, Wiederverkaufs- und Vertriebsplattformen erkennen auch immer mehr Marken und Retailer.

P2P-Plattformen wie eBay, Airbnb, Uber & Co. haben nicht nur neue Konsummodelle hervorgebracht. Indem sie virtuelle Orte für zuverlässige P2P-Transaktionen schufen, haben sie dem Empfehlungs-Marketing ein neues Gesicht gegeben, das auf Gemeinschaft, Authentizität und Vertrauen durch soziale Nähe basiert.

Die Vorteile von Peer-basierten Tauch-, Wiederverkaufs- und Vertriebsplattformen erkennen auch immer mehr Marken und Retailer. Diesel hat es letztes Jahr vorgemacht und die Top-Kunden zu Händlern gemacht. Die Streetwear-Marke nennt sie D:CODERs und belohnt sie mit Vergünstigungen, Limited Editions etc.

Einen Schritt weiter geht die in Großbritannien ansässige Online-Plattform MyBeautyBrand. Was die Avon-Beraterin für die Mütter der Millennials war, will sie für deren Töchter sein. Auch sie verkauft ihre Beauty-Produkte über Peer-to-Peer-Empfehlungen, also direkt von Kundinnen an Kundinnen – nur eben auf digitalem Weg.

Dazu können die User einen eigenen personalisierten Shop auf der Plattform eröffnen und mit ihren Lieblingsprodukten aus dem markeneigenen ByMe-Sortiment bestücken. Anschließend können sie ihre Freunde im Netz einladen, ihren Shop zu besuchen und dort einzukaufen.

MyBeautyBrand positioniert sich explizit als Post-Influencer-Schönheitsmarke, die sich gegen die Schattenseiten des digitalen Marketings stellt.

Daraus kann sich durchaus ein netter Nebenverdienst ergeben, ähnlich wie bei den Avon-Beraterinnen. Die Mini-Shop-Betreiberinnen erhalten eine Provision von bis zu 20 % auf den Verkauf, die direkt auf ihr Bankkonto überwiesen wird. Wer mit seinem Shop mehr als 3.000 britische Pfund umsetzt, kann zusätzlich am Aktienbeteiligungsprogramm des Unternehmens teilnehmen.

Interessant dabei ist, dass sich MyBeautyBrand explizit als Post-Influencer-Schönheitsmarke positioniert, die sich gegen die Schattenseiten des digitalen Marketings mit seinen Fake-Reviews, gesponserten Influencern, gekauften Followern und bezahlten Likes stellt, die es Online-Shopper immer schwieriger machen, zwischen „echten“ und „falschen“ Empfehlungen zu unterscheiden.

Weitere inspirierende Best Practices zur ZUKUNFT DES SHOPPINGS finden Sie in unserem aktuellen Trendreport „Zukunft der Shopper Experience. 15 Shopper-Trends für 2020 und darüber hinaus“. Wir wünschen eine inspirierende Lektüre. Und bleiben Sie gesund.

Wenn Sie wissen möchten, wie Sie aufkommende Shopper Trends nutzen können, um Ihr Business auch in Zeiten von Corona Umsatz aufrechtzuerhalten, beraten wir Sie gerne jederzeit und unverbindlich per Telefon, E-Mail oder Video-Konferenz. Kontaktieren Sie uns einfach.

 

WEITERE BEITRÄGE ZU „SHOPPING IN THE CORONA WORLD“

In unserer aktuellen Trendblog-Reihe zur Coronakrise zeigen wir Wege auf, wie Händlern und Marken ihren Kunden mit Hilfe aufkommender Shopper Trends auch in Zeiten von Corona eine Shopper Experience bieten können, von der beide Seiten profitieren.

Fokus-Trend #1 – Livestream Shopping: Mit Livestreaming-Formaten lässt sich in Zeiten von Corona eine begeisternde Shopper Experience kreieren.

Fokus-Trend #3 – Tante Emma Reloaded: In der Krise können Marken das Bedürfnis nach Gemeinschaft unterstützen, indem sie (virtuelle) Wir-Erlebnisse schaffen.

Fokus-Trend #4 – Vendomatic: In Zeiten von „Social Distancing“ können Verkaufsautomaten für berührungs- und kontaktlose Transaktionen genutzt werden.

Fokus-Trend #5 – Layaway Reset: Mit Buy-now-pay-later-Services können Marken die Conversation Rate und den Umsatz auch in schwierigen Zeiten steigern.

Fokus-Trend #6 – Retro Fiction: Eine Shopper Experience, die sich an „der guten alte Zeit“ orientiert, befriedigt das wachsende Bedürfnis nach Verschnaufpausen von der Coronakrise.

Fokus-Trend #7 – Mobile Trader Reloaded: Mobile Stores kombinieren die Vorteile von Online-, Mobile- und Offline-Shopping, um immer genau dort zu sein, wo die Kunden sind.

Fokus-Trend #8 – Burnout Therapy: In der Corona-Krise sind Shopper besonders offen für Marken, die ihnen Wege aus den damit verbundenen Stresssituationen zeigen.

Fokus-Trend #9 – Peer Masterminds: Vom Streben nach Selbstoptimierung können Marken profitieren, in dem sie Peers ermutigen, ihr Wissen und ihre Erfahrungen mit anderen zu teilen.

Fokus-Trend #10 – Other Worldly: Das in Zeiten von Corona wachsende Interesse an der Astrologie können Marken erfolgreich für eine spirituell angereicherte Shopper Experience nutzen.

 


Vorschaubild: Shutterstock

Wolf Thiem